Edward Berger und sein phänomenales Team haben bei der 95. Oscar-Verleihung einen neuen Rekord aufgestellt, der dem deutschen Film weltweit eine ganz neue Bedeutung und vor allem eine größere Bühne geben wird. Es war mir eine Ehre, dem Filmteam persönlich zu diesem verdienten Erfolg zu gratulieren.
Dass gerade dieser Film so viele Menschen weltweit berührt hat, zeugt auch von seiner brutalen Aktualität: Er beleuchtet einen Krieg in Europa in all seiner Grausamkeit. Er ist ein lauter und bewegender Schrei gegen den Krieg, der uns in Europa wieder so nah gekommen ist, seit Putins verbrecherischem Angriff auf die Ukraine.
In Los Angeles spürt man überall hautnah, wie sehr auch unsere gemeinsame Geschichte geprägt ist von Krieg, Leid und Vertreibung. Unzählige von den Nazis ins Exil getriebene Intellektuelle haben in den USA Zuflucht gefunden und dort neue Orte des kreativen Gestaltens und kritischen Austauschs zwischen Künstler*innen, Schriftsteller*innen und Wissenschaftler*innen geschaffen.
Ein zentraler Fokus meiner USA-Reise lag daher auf den so wertvollen Bildungs- und Forschungsorten wie dem Thomas Mann House, der USC Shoah Foundation und der Feuchtwanger Memorial Library, die die Erinnerung an den Holocaust und an prägende Exilstimmen wachhalten. Thomas und Heinrich Mann, Bert Brecht, Franz Werfel und Alma Mahler-Werfel, Ludwig Marcuse, Marianne und Lion Feuchtwanger, Arnold Schönberg, Leonhard Frank, Albert Einstein und Erich Maria Remarque, Autor der Buchvorlage für „Im Westen nichts Neues“, das waren einige von ihnen.
Sie alle bleiben bis heute wichtige Stimmen der Demokratie. Sie ermutigen uns, Kunst und Kultur auch und gerade in dunklen Zeiten zu feiern. Denn sie zeigen uns, wie sehr die Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit Gradmesser jeder lebendigen Demokratie sind.