Die Klimakrise führt zu einschneidenden Veränderungen in der Welt, schon heute, auch bei uns. Vor allem aber ist die Klimakrise eine Krise der globalen Gerechtigkeit. In erster Linie nämlich trifft sie den globalen Süden – und damit just jene Regionen des Planeten, die historisch betrachtet am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben.
Millionen von Menschen erleben dort tagtäglich die Zerstörung ihrer Gegenwart. Klimakrise bedeutet für sie die Verknappung ohnehin knapper Ressourcen, die Intensivierung gewaltsamer Konflikte, die Verletzung grundlegender Menschenrechte. Klimakrise bedeutet aber auch den unermesslichen Verlust von sicherem Zuhause und Heimat – bedeutet Migration, Flucht und Vertreibung.
In der Tat werden innerstaatlich schon heute mehr Menschen durch die Folgen der Klimakrise als durch Gewalt und Konflikte vertrieben. Dennoch fristet klimabedingte Vertreibung in internationalen Debatten allenfalls ein Nischendasein.
Um das zu ändern, hat Claudia Roth gemeinsam mit der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen einen Antrag im Bundestag vorgelegt: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/157/1915781.pdf.
Im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland erläutert Claudia Roth das Anliegen, der Menschheitsaufgabe klimabedingter Vertreibung mit relevanten statt einfachen Antworten – und insbesondere per Unterstützung regionaler Ansätze – zu begegnen: https://www.rnd.de/politik/claudia-roth-klimakrise-ist-ursache-von-migration-und-flucht-T4NB6QPHTFGRTCBIURLGKLBMOY.html.
Bedauerlicherweise folgte auf rechtspopulistischen bis rechtsradikalen Blogs, später dann auch in der Bild-Zeitung eine Debatte, die mutwillig falsche Informationen und Zusammenhänge verbreitet hat. Claudia Roth dazu:
Gleich drei Redakteur*innen der Bild-Zeitung haben meinen Antrag zu klimabedingter Vertreibung gelesen, den wir Grüne am Freitag im Bundestag eingebracht haben – offenkundig mit dem Ziel, möglichst vieles darin mutwillig falsch zu verstehen. Anders ist der diesbezügliche Artikel kaum zu erklären. Darin erreicht die Bild nach nur wenigen Absätzen ihr Ziel: Sie behauptet, wir Grüne wollten Millionen von Menschen nach Deutschland schleusen und ihnen zur deutschen Staatsbürgerschaft verhelfen. Natürlich ist das frei erfunden. Aber es wirkt: Ausgerechnet diejenigen klatschen Applaus, die gern auch mal die rechtsradikale Erzählung einer vermeintlichen „Umvolkung“ verbreiten.
Kann also „jeder Klima-Flüchtling bald Deutscher“ werden, wie die Bild fragt? Derart reißerische Titel mögen die schwindende Auflage steigern. Der Dringlichkeit und Komplexität der Debatte aber werden sie nicht im Geringsten gerecht. Wir reden hier von Menschen im globalen Süden, die alles zu verlieren drohen – durch die Folgen einer Klimakrise, die nicht sie, sondern vor allem wir Industriestaaten verursacht haben. Darum geht’s. Und um nichts anderes.
Der BILDblog hat den Artikel kurzerhand einem lesenswerten Faktencheck unterzogen: https://bildblog.de/116885/bild-spielt-ueblen-klimafehlpass.
Auch der Faktencheck der ARD-Tagesschau sorgt für Aufklärung: https://www.tagesschau.de/faktenfinder/klimapass-101.html.