13 Jahre lang raubte, bedrohte und mordete der selbst ernannte „Nationalsozialistische Untergrund“. Unentdeckt, bis sich vor zehn Jahren drei Mitglieder des rechtsterroristischen Netzwerkes selbst enttarnten. Mindestens zehn Menschen starben durch ihren Terror. Meine unermessliche Trauer und meine tiefe Demut sind bei Enver Şimşek, Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman Taşköprü, Habil Kiliç, Michèle Kiesewetter, Mehmet Turgut, İsmail Yaşar, Theodorus Boulgarides, Mehmet Kubaşık, Halit Yozgat, bei ihren Familien, ihren Freundinnen und Freunden.
Bis heute bleiben zu viele Fragen offen. Nur ein Bruchteil des gesamten Netzwerkes wurde ausgeleuchtet. Nach dem Versagen unseres Rechtsstaates, nach den zermürbenden Jahren, nach all der Demütigung, die nicht nur die Angehörigen der Opfer, sondern auch alle von rassistischer Gewalt Betroffenen durch die Taten und den öffentlichen Umgang damit erleben mussten, ist eines gewiss: Wir dürfen keinen Schlussstrich ziehen!
Rechtsextremismus ist bittere Realität in Deutschland. Und seine Keimzelle, der Rassismus, ist kein Phänomen der Extreme, das nur von außen auf uns einwirkt. Er zieht sich quer durch unser Land, durch unsere Geschichte, unsere Mitte und unseren Alltag. Dem Angriff auf die Menschlichkeit folgt der Angriff auf den Menschen. Rechtsextremismus und Rassismus, sie gehören zu den größten Bedrohungen für unsere Sicherheit und Demokratie, für unsere Gesellschaft, für unseren Zusammenhalt. Es ist unser Auftrag, jeden Tag Gesicht zu zeigen, die Stimme zu erheben und der Unmenschlichkeit entgegenzutreten. Heute, immer und überall.