Eigentlich wollten die Dokumentarfilmer Olli Waldhauer und Farid Eslam einen Film über die Fans der drei großen Istanbuler Fußballvereine Galatasaray, Fenerbahçe und Beşiktaş drehen. Doch als sie im Sommer letzten Jahres zu den Dreharbeiten nach Istanbul reisten, wurden auch sie von den Gezi-Park-Protesten überrannt. Plötzlich waren sie mitten drin auf dem Taksim-Platz und erlebten, wie dieser brutal von der Polizei geräumt wurde. Der massive Einsatz von Tränengasgranaten und Wasserwerfern führte schließlich zu tausenden Verletzten. Acht Menschen verloren ihr Leben.
Bei aller Gewalt wurden Waldhauer und Eslam Augenzeugen von etwas, was bei der bitteren Feindschaft der drei Fußballfangruppen schier unmöglich schien: Zum ersten Mal in der Geschichte des türkischen Fußballs schlossen sich die Fangemeinschaften von Carsi, Ultraslan und Genç FB, die die drei Vereine Beşiktaş, Galatasaray und Fenerbahçe unterstützen, zusammen, um eine gemeinsame politische Meinung zu vertreten. Nachdem sich die Proteste um den Gezi Park und Taksim Platz ausbreiteten, unterstützten sie die Demonstrierenden – Schulter an Schulter.
Der Film liefert wichtige Beweise der Brutalität, mit der gegen friedliche Demonstrierende, Kinder und alte Menschen vorgegangen wurde. Er vereint eigene Filmaufnahmen mit verschiedenem Material, das Demonstrierende selbst mit dem Handy gefilmt haben. Die Filmemacher lassen diese Bilder unkommentiert für sich selbst sprechen, denn Olli Waldhauer und Farid Eslam versuchten auch in diesen dramatischen Stunden, stets die Rolle des Beobachters zu wahren – und stellten zugleich sicher, dass den Verletzten, die sie filmten, geholfen wurde.
Den Rahmen des Filmes bilden die fanatischen Fans der drei Vereine – exemplarisch wurden drei Protagonisten herausgestellt und mehrfach interviewt. Während des gesamten Films kommen verschiedene Vertreter der einzelnen Fangruppen zu Wort. Bevor sich der Dokumentarfilm mit den Protesten auseinandersetzt, liefert er lange Zeit recht emotionale Einblicke in das Fangeschehen, da die Filmemacher die Ultras in allen Situationen über Tage begleitet haben.
Ein spannendes Zeitdokument, das einen tiefen Einblick in die Ultra-Fankultur gewährt, ohne Klischees zu bedienen oder eine Gruppe zu bevorzugen. Ein authentischer Film, der streckenweise sehr unter die Haut geht und doch einen Hoffnungsschimmer birgt: Gemeinsam lässt sich einiges bewegen.
Weitere Informationen sowie den Trailer zum Film finden Sie unter www.istanbulunitedthemovie.com.
