In der Nacht vom 19. auf den 20. Februar 2020 – vor genau vier Jahren – wurden neun Menschen von einem Rassisten ermordet.
Voller Trauer gedenken wir heute Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Es waren Menschen wie Du und ich, es waren junge Menschen aus Hanau. Es war der blutigste rassistisch motivierte Anschlag seit dem NSU.
Der Anschlag hat tiefe und offene Wunden hinterlassen. Nach wie vor gibt es viele offene Fragen zum Vorgehen von Polizei, Staatsanwaltschaft, den Medien und der Politik. Hanau zeigt ein staatliches Versagen auf, für das man sich nicht oft genug entschuldigen kann.
Der Anschlag von Hanau ist kein Einzelfall, er reiht sich ein in eine lange Kette rassistischer Gewalttaten in Deutschland.
Darum müssen wir als Staat, als Politik und als Gesellschaft besser werden: Wir müssen dazulernen, wir müssen den strukturellen Rassismus erkennen und bekämpfen und wir müssen die Opfer solcher grausamen Taten und ihre Hinterbliebenen viel stärker in den Blick nehmen. Wir müssen ihnen nicht nur zuhören, sondern Raum und Sichtbarkeit bieten, ihre Trauer ist unsere Trauer und Teil unserer kollektiven Erinnerung.
Wenn wir daran erinnern, dann dient das weit mehr als nur dem Ausdruck von Trauer, es gilt auch als Mahnung. Als Mahnung zur Empathie, zur Solidarität und nicht zuletzt zur Veränderung. Uns allen muss bewusstwerden, dass all die rassistischen und antisemitischen Anschläge der vergangenen Jahre Angriffe auf ein gemeinsames, friedliches, menschenwürdiges und gleichberechtigtes Zusammenleben sind. Es sind Angriffe auf uns, auf unsere Gesellschaft und unsere Demokratie.
Die rassistischen Morde von Hanau mahnen uns, mit einer unmissverständlich antirassistischen Haltung für unser demokratisches Miteinander und unseren Zusammenhalt einzustehen. Lasst uns gemeinsam und mit aller Macht gegen eine Atmosphäre der Angst, des Hasses und der Gewalt einstehen.
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