Am 15. September nahm Claudia Roth an dem bewegenden Gedenkkonzert zum 80. Jahrestag des ersten Transportes von NS-Gegnern aus Polen ins KZ Dachau teil. Nur zwei Wochen nach dem deutschen Angriff auf Polen wurden bereits am 16. September die ersten 25 Männer aus Polen ins KZ Dachau gebracht. Durch das nationalsozialistische Unrechts-Regime wurden bis April 1945 mehr als 40.700 Menschen polnischer Herkunft in das KZ verschleppt, viele davon und doch längst nicht alle Jüdinnen und Juden. Etwa 8.400 der Männer und Frauen aus Polen wurden an diesem Ort des Unrechtes schließlich ermordet.
Auf vielfältige Weise leisteten die Inhaftierten Widerstand gegen die Entrechtung und versuchte Entmenschlichung. Um sich am Ort des Terrors zu behaupten, organisierten sie – zeitweilig geduldete – kulturelle Veranstaltungen. „Hier in Dachau höre ich unsere Melodien … Ich vergaß den elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun“ – so erinnerte sich Adam Kozłowiecki SJ an die Aufführung Ende August 1943 auf dem Appellplatz. Zur Erinnerung an die Widerstandskraft der Inhaftierten und die Hoffnung gebende Kraft der Musik spielte der international bekannte Geiger Adam Bałdych bei dem Gendenkkonzert just jene Melodien, die im KZ Dachau Inhaftierte ermutigt hatten. In seiner berührenden Darbietung würdigte er zugleich die Werke von verfolgten polnisch-jüdischen Komponisten.
Die Gedenkveranstaltung fand in der Evangelischen Versöhnungskirche der KZ-Gedenkstätte statt. Der Pfarrer und Historiker Dr. Björn Mensing wies in seiner Begrüßung auf die Wichtigkeit des Erinnerns hin. Andrzej Osiak, Generalkonsul der Republik Polen in München, unterstrich die fortwährende Bedeutung des deutsch-polnischen Austausches. Unter Mitwirkung von Ernst Grube, Shoah-Überlebendem sowie Vorsitzendem der Lagergemeinschaft Dachau und des Kuratoriums der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, wurde namentlich an polnische Häftlinge und die Gründe ihrer Verfolgung erinnert. Zugegen waren auch Angehörige von Opfern und Überlebenden des KZ Dachau.
Nicht nur, aber gerade auch ihnen sind wir es schuldig, nie zu vergessen, stetig zu erinnern und – heute mehr denn je – Antisemitismus, Rassismus und jeglicher Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entschieden entgegenzutreten.