40 Jahre nach dem rechtsextremen Brandanschlag auf den Nachtclub „Liverpool“ in München haben wir heute gemeinsam der Opfer dieser furchtbaren Tat gedacht.
In der Nacht des 7. Januar 1984 warfen neofaschistische Terroristen der Gruppe Ludwig zwei Brandsätze in den Eingangsbereich des Nachtclubs. Acht Gäste wurden schwer verletzt und Corinna Tartarotti, die an der Bar arbeitete, starb Ende April 1984 an den Folgen ihrer schweren Verbrennungen. Sie wurde gerade einmal 20 Jahre alt.
Wir dürfen Corinna und all die Menschen, die in der langen Spur des Rechtsterrorismus in Deutschland und Europa ermordet wurden, und die Traumata ihrer Hinterbliebenen niemals vergessen. Ich danke der Antisexistischen Aktion München und dem a.i.d.a.-Archiv, durch deren Arbeit dieser Anschlag wieder in Erinnerung gekommen ist. Und ein Dank gilt auch der Landeshauptstadt München, deren Bürgermeister Dominik Krause bewegende Worte der Entschuldigung an die Angehörigen der Familie Tartarotti gerichtet hat.
Rechtsterrorismus in Deutschland und in Europa hat Struktur und die Täter sind keine Einzeltäter, sondern untereinander vernetzt. Rassismus, Queerfeindlichkeit, Antisemitismus, Antiziganismus und Misogynie sind der Nährboden, auf dem diese abscheulichen Taten gedeihen. Die Neonazis der Gruppe Ludwig machten sich bewusst gesellschaftlich marginalisierte Menschen zur Zielscheibe. Sie handelten aus purem Menschenhass, genauso wie die Täter von Solingen, Mölln, Hoyerswerda, Rostock, Halle, Hanau, vom Münchner OEZ und Oktoberfestattentat und der NSU-Morde.
Wir müssen Orte der Erinnerung schaffen und verstehen, warum rechter Terror in Deutschland jahrelang verdrängt, verschwiegen und vertuscht wurde. Es ist mir ein echtes politisches und persönliches Anliegen, die Rahmenbedingungen hierfür zu schaffen. Deswegen arbeiten wir als Ampelregierung intensiv daran, ein Themenportal zu rechter Gewalt zu eröffnen und ein Dokumentationszentrum zur Aufarbeitung der NSU-Verbrechen schaffen.
Wir alle müssen als Demokrat*innen laut und deutlich Haltung und Solidarität zeigen für Vielfalt und Menschlichkeit, gerade jetzt, da rechtsextreme Positionen in Deutschland und Europa an Zuspruch gewinnen.