Ich durfte diese Woche zwei beeindruckende Frauen treffen. Zwei Frauen, die die schlimmste Zeit der deutschen Geschichte selbst erlebt haben. Philomena Franz und Zilli Schmidt haben den Holocaust überlebt. Beide Frauen sind unermüdliche Kämpferinnen für das Gedenken und die Anerkennung des Völkermordes an den Sinti und Roma. Für ihren Einsatz bin ich von Herzen dankbar. Stimmen wie die von Philomena Franz und Zilli Schmidt werden seltener, je länger das Grauen, über das sie berichten können, zurückliegt. Sie werden daher auch immer kostbarer.
Philomena Franz wird nächste Woche 100 Jahre alt. Sie hat als eine der ersten Sinteza im Deutschland der Nachkriegszeit ihre Stimme erhoben. Bedenkt man, dass die Geschichtserzählung nahezu ausschließlich innerhalb der Familien von Sinti und Roma weitergegeben und erhalten wurde, so waren die Buch-Veröffentlichungen von Philomena Franz ein nahezu revolutionärer Schritt. Ihr Einsatz für die Aufarbeitung der Verbrechen des Nationalsozialismus ist geprägt von der Überzeugung, dass Liebe stärker als Hass ist.
Mit dabei bei dem Treffen war Romeo Franz, Mitglied des Europäischen Parlaments und vielfältig engagiert gegen Antiziganismus und für die Rechte von Sinti und Roma.
Mit Zilli Schmidt war es ein erhofftes Wiedersehen und ein verspäteter Geburtstagsbesuch. Am Sonntag wurde sie 98 Jahre alt. Und wie bei unserem letzten Treffen war ich sofort eingenommen von ihrer Wärme, ihrer Offenheit, ihrem mitreißenden Lachen, aber auch von dem Mut, Missstände offen anzusprechen. Ich bin unendlich dankbar, dass sie sich entschlossen hat, ihre Geschichte zu erzählen.
Es ist mir eine Ehre, dass ich diese unglaublich starken Frauen treffen durfte. Ich verneige mich vor ihnen.