Während meiner Reise im Zuge der Nachfolgekonferenz der Theresienstädter Erklärung habe ich auch das ehemalige Konzentrationslager Theresienstadt besucht.
Es war ein Ort des Schreckens. Im Gestapo-Gefängnis, das hier ab 1939 errichtet wurde, wurden über 35.000 Menschen getötet. 1941 wurde dort ein Sammel- und Durchgangslager errichtet, das hauptsächlich für die jüdische Bevölkerung Böhmens und Mährens geplant war. Nach der Wannseekonferenz 1942 wurden auch Jüdinnen und Juden aus Deutschland und anderen besetzten europäischen Ländern in das ghettoähnliche Lager deportiert. Von den insgesamt 160.000 Ghettohäftlingen wurden über 87.000 in Vernichtungslager deportiert, nur 3.800 von ihnen erlebten die Befreiung.
Zugleich war das Konzentrationslager auch ein Ort der Kultur. Jüdische Musiker*innen, Maler*innen und Wissenschaftler*innen entfalteten eine enorme Produktivität, Lehrkräfte unterrichteten Kinder in Kellern und auf Dachböden. Es gab Theater- und Kabarettvorstellungen. Das NS-Regime nutzte die geistig-kulturellen Aktivitäten in Theresienstadt zu Propagandazwecken, um die internationale Öffentlichkeit über die Natur von Konzentrationslagern zu täuschen.
Ein besonders wichtiger Moment bei meinem Besuch war das Gespräch mit Jan Roubínek, Direktor der Gedenkstätte, und mit den Freiwilligen der Aktion Sühnezeichen. Gemeinsam stehen wir ein für eine aktive Erinnerungskultur für die kommenden Generationen.