Mir geht der unglaubliche Schmerz der Angehörigen und Hinterbliebenen durch den Kopf. Diese offene Wunde, die nicht verheilen kann. Wenn ich an Hanau denke, dann denke ich auch daran, dass sich in diesem Jahr der tödliche Brandanschlag von Mölln zum 30. Mal jährt. Das sind 30 Jahre rassistischen Terrors in der vereinten Bundesrepublik mit einer langen Blutspur, die sich durch unser Land zieht.
Und dann frage ich mich: Ist das eigentlich Teil unserer kollektiven Erinnerung? Nimmt das die Mehrheitsgesellschaft überhaupt wahr? Für Millionen Menschen sind das offene Wunden. Sie fühlen sich bedroht, sie fühlen sich in diesem, in ihrem Land nicht sicher, haben Angst. Wir funktionieren als Einwanderungsgesellschaft nicht, wenn wir darauf keine Antwort finden.
Wir müssen mit Empathie an der Seite der Hinterbliebenen stehen. Die Opfer dürfen nicht vergessen werden, denn Vergessen tötet noch einmal. Und wir brauchen Solidarität. Es ist nicht nur Hanau, es ist auch Halle, es ist auch Mölln, es ist auch Solingen. Es ist diese ganze lange Reihe. Merkels Versprechen gegenüber den Hinterbliebenen der NSU-Morde ist längst nicht eingelöst. Wir müssen aufklären, wir müssen dokumentieren, und es braucht auf jeden Fall sichtbare Orte der Erinnerung.
Heute gedenken wir Ferhat Unvar, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz und Gökhan Gültekin.
Kein Vergessen.