Grußwort von Claudia Roth zur yezidischen Demonstration am 9. August 2014 in Bielefeld
Liebe Yezidischen Freundinnen und Freunde!
Liebe Angehörige der anderen Minderheiten, die in diesem Moment in Kurdistan-Irak verfolgt werden,
liebe Teilnehmer dieser so wichtigen Demonstration,
egal woher sie kommen, oder woran sie glauben, heute sind wir alle vereint in Schmerz und Verzweiflung, in Wut und Mitgefühl.
Aber es gibt sie nicht die Worte, die das auszudrücken vermögen, was Yeziden, was so unvorstellbar viele im Irak erleiden!
Entgrenzte Gewalt, Terror, unvorstellbare Verbrechen an Frauen, an Kindern – ein Vernichtungsfeldzug, dem jeder Yezide, jeder Andersgläubige zum Opfer fallen soll!
Das, was diesen Menschen angetan wird – an Vertreibung und an Zerstörung, an Mord und Totschlag ist unfassbar und lässt mich erschauern.
Ihre Trauer ist auch meine Trauer.
Ihre Tränen sind auch meine Tränen.
Ihre Verzweiflung ist auch meine Verzweiflung.
Ihre Wut ist auch meine Wut.
Viele ihrer Mitbürger und Mitbürgerinnen in Deutschland fühlen mit Ihnen und wollen ihnen in diesen dunkelsten Stunden beistehen.
Sie sind nicht allein.
Und das fordern wir von der internationalen Gemeinschaft:
Eine humanitäre Großoffensive, die den Eingeschlossenen am Berg Sincar hilft zu überleben.
Die Wiederherstellung von Sicherheit und das Ende der Gewalt, die allen die Rückkehr in ihre Dörfer und Städte in Frieden ermöglicht.
Eine Abwehr der Terror verbreitenden Streitmacht der IS – die mit ihrer menschenverachtenden Ideologie eine große Gefahr für jede Zivilisation darstellt.
Dafür braucht es jede Solidarität mit den Menschen, deren Leben – deren ganze Existenz bedroht ist, seien sie Yeziden, seien sie Christen oder Angehörige einer anderen Minderheit!
Es geht in diesen Stunden um nicht weniger, als um die Werte, die unser Zusammenleben ausmachen.
Es geht um die Würde des Menschen, die unantastbar ist.
Es geht darum, die Yeziden und alle Verfolgten zu retten.
Ich bin an ihrer Seite.
Claudia Roth