Heute fand das vierte Synagogengespräch in Ichenhausen statt und es war mir eine besondere Ehre, mich mit dem Schriftsteller Rafael Seligmann austauschen zu dürfen. Es war ein bewegendes und auch lehrreiches Treffen in unserer gemeinsamen bayerisch-schwäbischen Heimat.
Hier in der Synagoge Ichenhausen, dem Ort der Geschichte der Familie Seligmann, die Rafael Seligmann in drei Romanen – mit Bezügen zu heute – so eindrucksvoll beschrieben hat. Die Romane Seligmanns zeichnen ein fast spürbares Bild des jüdischen Lebens zur Nazizeit in der bayerischen Provinz. Was Rafael Seligmann beschreibt, reicht in die Gegenwart hinein: dass der Antisemitismus immer wieder einbricht, im fahrlässigen Umgang mit Sprache, offener Aggression, auch scheinheiliger Offenheit und Toleranz. Angst, das Gefühl von Machtlosigkeit und die Gewissheit, bei alltäglichem Antisemitismus, judenfeindlicher Hetze und zunehmender Gewalt alleingelassen zu werden, ist für viele Jüdinnen und Juden Teil ihres Alltags. Das dürfen und das werden wir nicht hinnehmen.
Der Kampf gegen Antisemitismus ist die Aufgabe der Mehrheitsgesellschaft, unser aller Verantwortung. Und diese Verantwortung nehme ich mir als Mensch und als Politikerin zu Herzen: Im Kampf gegen Antisemitismus werde ich, werden wir als Demokrat*innen, so wenig nachgeben wie im Bemühen um Aufklärung und Vermittlung. So wie es in Ichenhausen früher ein prosperierendes jüdisches Leben gab, so soll dies in Gegenwart und Zukunft in ganz Deutschland wieder möglich sein, und zwar frei von Angst und frei von Bedrohung.