Zutiefst berührt hat mich die Gedenkveranstaltung zum 77. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Flossenbürg in der Oberpfalz am vergangenen Sonntag. 100.000 Menschen aus 47 Nationen wurden von den Nationalsozialisten in dieses KZ verschleppt, erlebten die Hölle auf Erden, Zwangsarbeit, Folter und Mord. Flossenbürg war Teil des Zivilisationsbruchs, der weltweit den Glauben an gewiss geglaubte universale Werte erschüttert hat – an Menschlichkeit, an die Unantastbarkeit der Menschenwürde.
Auch viele Menschen aus dem Gebiet der Ukraine wurden als Häftlinge nach Flossenbürg verschleppt. Beim Gedenkakt war die Sorge um die vielen Menschen in der Ukraine spürbar. Denn während sich die Befreiung von Flossenbürg und dem Naziterror jährt, erleben wir in Europa wieder Krieg, hoffen darauf, dass die Brutalität, dass Terror, Angst und Geiselhaft enden. Mein großer Dank gilt Prof. Dr. Jörg Skriebeleit und seinem Team in der KZ-Gedenkstätte, die uns immer neue Formen der Erinnerung, der Kontaktaufnahme miteinander zeigen und anbieten. Aktuell wird ein ehemaliges Verwaltungsgebäude im Steinbruch zu einem Ort temporärer Kunst-Installationen.
Und auch der temporäre Turm „Sichtung IV“ bietet ganz neue Perspektiven. Das Wissen um die eigene Vergangenheit, zu wissen, was geschehen ist und unter welchen Voraussetzungen und Bedingungen es geschehen ist, ist für die Verteidigung der Kultur der Demokratie unerlässlich. Unser Erinnern ist ein Erinnern in die Zukunft, ein Erinnern gegen das Vergessen, ein Erinnern für eine starke Demokratie. Die Erinnerung an diese Verbrechen, verübt in ganz Europa, halten wir gemeinsam wach, machen sie sichtbarer, um sie im kollektiven Gedächtnis zu verankern.