Wir tragen eine Verantwortung, die weder vergeht oder verjährt. Deshalb habe ich als einen meiner ersten Termine als Staatsministerin für Kultur und Medien die Gedenkstätte in Buchenwald besucht. Es ist ein Ort, an dem Menschen die Hölle erlebt haben, an dem befeuert durch den nationalsozialistischen Rassenwahn Menschen in ein Konzentrationslager verschleppt, missbraucht, gefoltert und ermordet wurden. Dies geschah nicht im Verborgenen, sondern in Sichtweite der Anwohnenden, die, wie so viele, einfach wegschauten und schwiegen, oder Schlimmeres.
Buchenwald steht stellvertretend für die vielen Orte der unfassbaren Grausamkeit im Nationalsozialismus, für den Zivilisationsbruch, der den Glauben und die Gewissheit an universelle Werte, an die Unantastbarkeit der Menschwürde weltweit erschütterte. Unser Gedenken und unsere Aufarbeitung darf nie zum Erliegen kommen, sondern muss immer wieder erneuert und in die Zukunft getragen werden. Orte wie die Gedenkstätte Buchenwald sind dafür unentbehrlich. Sie erhalten und erweitern unser Wissen über unsere Geschichte, sie machen erkennbar, wie weit und tief der Terror der Nationalsozialisten reichte. Und sie führen die unterschiedlichen Stränge unserer ost-west-deutschen Erinnerung zusammen.
Jetzt, da die letzten noch lebenden Zeitzeugen von uns gehen, da die Rechten und neuen Nazis Hass und Hetze verbreiten, Fakten negieren oder verdrehen, unsere Demokratie und unsere 04 gesellschaftliche Vielfalt offen angreifen, stehen wir vor der Frage, wie wir künftig aufarbeiten und erinnern werden, wie wir eine moderne und lebendige Erinnerungskultur gestalten. Es ist essentiell für unsere demokratische Gesellschaft hier die passenden Wege und Konzepte zu entwickeln und die unentbehrliche Arbeit von Orten wie der Gedenkstätte Buchenwald zu fördern und zu stärken. Mit dem Wissen und dem Bewusstsein über unsere Vergangenheit stehen wir aktiv ein gegen Antisemitismus, Antiziganismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit.