Viel zu lange wurden die queeren Opfer der Nazi-Diktatur aktiv aus unserer Erinnerungskultur weggedacht, viel zu lange haben wir ihre systematische Ausgrenzung und Verfolgung in Vergessenheit geraten lassen.
50.000 Männer wurden von der NS-Justiz verurteilt, 10.000 bis 15.000 in Konzentrationslager gesperrt. Mehr als die Hälfte dieser Männer wurde ermordet – nur weil sie lieben wollten, wen sie liebten.
Ich bin daher sehr dankbar, dass wir morgen am internationalen Holocaust-Gedenktag zum ersten Mal im Bundestag endlich auch an diese Opfergruppe erinnern.
Im Zeichen der Notwendigkeit queerer Geschichte und eines queeren kollektiven Gedächtnisses haben wir gestern im Berliner Queer Club SchwuZ den wunderbaren Dokumentarfilm „Nelly & Nadine“ von Magnus Gertten geschaut. Er erzählt vom Leben der Titelheldinnen Nelly Mousset-Vos und Nadine Hwang, die sich während des Zweiten Weltkriegs als Häftlinge des KZ Ravensbrück kennen und lieben lernten. Sie werden getrennt, überleben aber den Krieg, finden wieder zusammen und verbringen ihr restliches Leben gemeinsam. Der Film ist ein wichtiges Zeugnis der Unsichtbarmachung lesbischer Liebe, denn ihre Beziehung verheimlichten Nelly und Nadine selbst vor engen Familienmitgliedern.
Auch nach 1945 wurden queere Menschen rechtlich verfolgt und politisch geächtet. Bis heute dauert der politische Kampf um gesellschaftliche Anerkennung und gleiche Rechte an – in Deutschland und weltweit. Dass queerfeindlicher Hass sogar zunimmt, zeigen sowohl die Kriminalstatistik hierzulande als auch die queerfeindlichen Parolen der Antidemokraten und Rechtsstaatsfeinde dieser Welt.
Allein das macht klar, warum die Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen an queeren Menschen wachgehalten werden muss.
Lasst uns gemeinsam weiter kämpfen für die Rechte, die Sicherheit und Sichtbarkeit queerer Menschen – auf der Straße und in den Parlamenten!