79 Jahre nach der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz habe ich heute an vier zentralen Erinnerungs- und Gedenkorten in Berlin gemeinsam mit dem Direktor der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Uwe Neumärker, der Opfer des Holocaust gedacht.
In der Gegenwart und in der Zukunft bleibt das gemeinsame Erinnern unsere demokratische Pflicht, das Erinnern an sechs Millionen ermordete Jüdinnen und Juden in Europa, an eine halbe Million ermordete Sinti und Roma, an Menschen, die als Christ*innen, Zeug*innen Jehovas oder als politisch Oppositionelle ausgegrenzt, verfolgt und gewaltsam umgebracht wurden.
Das ganze Ausmaß der nationalsozialistischen Menschenverachtung haben wir erst Jahrzehnte später mit der öffentlichen Aufarbeitung verstanden und ausgesprochen. Viel zu lange gab es dabei blinde Flecken, ganze Opfergruppen wurden aus unserer Erinnerungskultur ausgeschlossen. Menschen mit Behinderung, die in Folge des Vernichtungswahns der Nazis zwangssterilisiert und ermordet wurden. Queere Menschen, die für ihr Begehren verfolgt, in Konzentrationslager verschleppt und umgebracht wurden.
Zeitzeug*innenberichte wie von der Holocaust-Überlebenden Eva Szepesi, die heute in der Gedenkstunde im Deutschen Bundestag sprach, treffen tief ins Mark. Dass immer weniger Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ihren so unschätzbaren Beitrag für die Erinnerungsarbeit leisten können, bedeutet, dass wir unsere Erinnerungskultur fortentwickeln und noch breiter aufstellen müssen, damit ein Vergessen niemals möglich wird. Dafür setze ich mich ein.
Auschwitz bleibt eine Mahnung an uns alle: Es gibt keine Welt der Nichtbetroffenen, die sich ausnehmen könnte von den bitteren Lehren des Holocaust. Aus diesem Bewusstsein heraus schulden wir all jenen, die heute von Antisemitismus, Rassismus, Behindertenfeindlichkeit, Antiziganismus und Queerfeindlichkeit betroffen sind, unseren konsequenten Einsatz für das Versprechen an die Menschenwürde.