Der Friedensnobelpreis 2023 für Narges Mohammadi ist hoch verdient. Das hat eine große internationale Signalwirkung und ist eine wichtige Ermutigung für Millionen Iraner*innen, ihren Kampf für Demokratie und Menschenrechte fortzusetzen. Narges Mohammadi ist eine unerschrockene Frauenrechtlerin, Journalistin und mutige Kämpferin für Demokratie und Menschenrechte – trotz mehrfacher Verhaftungen, alltäglicher Schikanen und permanenter Unterdrückung.
2015 wären wir uns fast begegnet: Bei meinem Iran-Besuch als Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages hatten wir ein Treffen auch mit Narges im Besuchsprogramm vorgesehen und entsprechend verabredet. Direkt vor dem Hotel, wo Narges mich aufsuchen wollte, wurde sie daran verhindert und festgenommen. Als Narges Mohammadi Ende 2022 die Folter an zahlreichen Frauen in iranischen Gefängnissen enthüllte, wurde sie vom iranischen Regime mit einer langjährigen Haftstrafe belegt, die sie nun unter widrigen und gewaltvollen Bedingungen im Ewin-Gefängnis in Teheran verbüßt. 13 Festnahmen, fünf Verurteilungen, 31 Jahre Gefängnisstrafe und 154 Peitschenhiebe sind Narges Mohammadi widerfahren.
Diese menschenverachtende Terrorisierung zeigt – wie so viele schmerzhafte Beispiele – die brutalen Unterdrückungsmethoden des iranischen Regimes, das aus Angst vor Machtverlust jegliche Form der Freiheit und Selbstbestimmung zu unterbinden gesucht. Wir stehen auf der Seite all derjenigen, die diesem Unrecht und der Unterdrückung der gesamten freiheitsliebenden Bevölkerung im Iran ein Ende bereiten wollen. Die Würdigung mit dem Friedensnobelpreis gibt Hoffnung in einer dunklen Zeit: Narges Mohammadi ist und bleibt eine wichtige Stütze der iranischen Zivilgesellschaft und eine glaubwürdige Ansprechpartnerin für alle, die um die Menschenrechtslage im Iran besorgt sind. Herzlichen Glückwunsch, liebe Narges, zu dieser großartigen Auszeichnung!
Meine Gedanken sind heute bei dir, bei deiner Familie und bei all den Menschen im Iran, die für ihre Grund- und Menschenrechte kämpfen. Ihnen gilt unsere volle Solidarität.
Foto: IMAGO / Aton Chile