Ganze vier Stunden dauerte der Besuch in Remagen und hinterließ auch bei Claudia Roth einen bleibenden Eindruck. Auf Einladung des Grünen Ortsverbandes war sie am vergangenen Sonntag zunächst im Studierendentreffpunkt „Baracke“ zu Gast, um über die humanitäre Lage im Nahen Osten zu sprechen, gefolgt von einem Besuch beim ortsansässigen Moscheeverein sowie einem bewegenden Gespräch mit einer syrischen Flüchtlingsfamilie, die derzeit in Remagen beherbergt wird.
Bei ihrer Ankunft stand Claudia Roth unter dem unmittelbaren Eindruck der schrecklichen Nachricht über das erneute Bootsunglück im Mittelmeer, bei dem in der Nacht auf Sonntag rund 800 Menschen ums Leben gekommen sind. Das Versagen der europäischen Grenzpolitik war sodann auch Thema ihres Vortrages, dem zahlreiche Gäste zuhörten, unter ihnen die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke, der Landtagsabgeordnete Wolfgang Schlagwein sowie der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Remagener Stadtrat Frank Bliss.
Unmittelbar vor der Veranstaltung sagte Claudia Roth:
„Das Grauen wird einfach weiter hingenommen. Die Staaten der europäischen Union lassen es zu, dass inzwischen fast täglich Menschen in unserem gemeinsamen europäischen Meer ertrinken. Heute Nacht waren es vermutlich bis zu 700. Sie müssen sterben, weil europäische Politiker wie unser Innenminister Thomas de Maizière sie nicht retten will, um nicht noch mehr ,Anreize‘ für Flüchtlinge zu schaffen. Eine zynische, unmenschliche, ja schändliche Politik. Dafür hat die EU keinen Friedensnobelpreis verdient, er sollte ihr aberkannt werden. Die Anzahl der Boote wird in den kommenden Wochen und Monaten ansteigen, je besser die Witterungsbedingungen werden. Wie lange wollen die Verantwortlichen der EU noch Menschenleben für ihr Nichtstun, für ihre Abschreckungspolitik opfern? Europa kann eine gemeinsame, robuste Seenotrettung organisieren. Wir haben die Schiffe dafür, wir haben gemeinsam auch die finanziellen Mittel. Alle, die sich dagegen aussprechen, machen sich mit schuldig am Tod der Menschen im Mittelmeer.“