Vor 50 Jahren ereignete sich ein historischer Wendepunkt in unserer Einwanderungsgesellschaft: 1973 streikten rund 10000 sogenannte türkische Gastarbeiter*innen bei Ford für bessere Arbeitsbedingungen und faire Löhne. Zu Recht schlossen sie sich angesichts prekärer Arbeitsbedingungen, willkürlich geplanter Entlassungen und sozialer Isolation zusammen. Der gemeinsame Widerstand und Kampf für gleiche Rechte brachte endlich Bewegung in eine rassistische geprägte Einwanderungspolitik. Die Forderungen der türkischen Gastarbeiter*innen trugen dazu bei, dass Migrant*innen endlich mehr Anerkennung erfuhren und stärkten die Arbeiter*innenrechte bei Ford insgesamt. Zu dieser Zeit machten die türkischen Gastarbeiter*innen 38 Prozent der Belegschaft aus. Es war höchste Zeit, dass sie auch ihrer immensen Bedeutung für den Konzern entsprechend behandelt wurden. Der Streik bei Ford steht für Solidarität, Zusammenhalt und Mut. Er zeigt uns, wie absurd es doch war, Menschen, die in Deutschland ihr Leben aufgebaut haben, hier gearbeitet und unser Land gestaltet haben, als Gäste abzuwerten. Diese sogenannten Gast- und Vertragsarbeiter*innen haben Deutschland entscheidend geprägt. Sie sind Teil unserer Geschichte, unserer Gesellschaft. Sie verdienen Sichtbarkeit in unseren Geschichtsbüchern und Anerkennung für Geleistetes. Auch heute werden migrantische und migrantisierte Arbeiter*innen noch immer benachteiligt. Deswegen haben wir als Ampelregierung unter anderem endlich ein modernes Fachkräfteeinwanderungsgesetz beschlossen. Für eine gerechte Gesellschaft, in der jeder Einzelne anerkannt wird, unabhängig von der eigenen Migrationsgeschichte.
Foto: Imago / Klaus Rose