In einer Zeit, da manche einen Schlussstrich unter die deutsche Geschichte ziehen wollen, möchte Claudia Roth mit dieser Reise ein Zeichen gegen das Vergessen setzen – für ein Erinnern in die Gegenwart und in die Zukunft. Mit dem Besuch von Gedenkstätten und -veranstaltungen in Athen und Kreta will Vizepräsidentin Roth diejenigen NS-Verbrechen vergegenwärtigen, die in der öffentlichen Debatte in Deutschland bislang kaum eine Rolle spielen.
Am Donnerstag, den 8. Februar, wird Claudia Roth am „Schießstand von Kesariani“ einen Kranz niederlegen, stellvertretend für die Ehrung der zahlreichen Opfer von NS-Kriegsverbrechen in ganz Griechenland. In Kesariani wurden während der deutschen Besatzung in den Jahren 1941 bis 1944 über 600 Menschen erschossen, unter ihnen 200 kommunistische Häftlinge aus dem KZ Chaidari am 1. Mai 1944 und der erst 14 Jahre alte Andreas Likourinos am 5. September 1943. Andreas Likourinos ist das jüngste bekannte hingerichtete Mitglied des griechischen Widerstands gegen die deutsche Besatzung. Tragische Bekanntheit erlangte er durch einen an seinen Vater gerichteten Brief, den er während des Transports nach Kesariani vom Lastwagen warf.
Am 10. und 11. Februar wird Vizepräsidentin Roth auf Kreta in der Dorfgemeinde Tympaki an der ersten jährlichen Veranstaltung zum historischen Gedenken an die Ereignisse während der Deutschen Besatzungszeit im heutigen Verwaltungsbezirk Phaistos teilnehmen und dort sprechen. Die Gemeinde Tympaki ist eine der sogenannten griechischen Märtyrer-Städte. Sie wurde im Februar 1942 von der Wehrmacht komplett ausgelöscht. Mit ihrem Besuch kommt Claudia Roth der gemeinsamen Einladung des Bürgermeisters von Phaistos und des Bezirksvorstehers von Tympaki nach.
In Athen wird die Vizepräsidentin Gespräche mit hochrangigen Parlaments- und Regierungsvertretern sowie mit Persönlichkeiten aus Kunst, Kultur, Zivilgesellschaft und Wissenschaft führen. In den Gesprächen mit Parlamentspräsident Nikos Voutsis und weiteren Mitgliedern des Parlamentspräsidiums, mit Ministerpräsident Alexis Tsipras (tbc), Außenminister Nikos Kotzias und Migrationsminister Ioannis Mouzalas wird es neben der Frage von Erinnerungskultur auch um die deutsch-griechischen Beziehungen, die EU-Politik und die Flüchtlingspolitik gehen. Außerdem ist ein Besuch der Flüchtlingsunterkunft „Welcommon“ in Athen geplant.