Etwa vier Millionen Menschen in Deutschland begehen am heutigen Tag das Ende des Fastenmonats Ramadan. Zu diesem wichtigen Fest hat Claudia Roth allen Muslimen in Deutschland und weltweit herzlich gratuliert.
„Der Ramadan gehört zu Deutschland, so wie Weihnachten. Selten zuvor stand der islamische Fastenmonat in Deutschland so im Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit wie in diesem Jahr. Denn viele Moscheegemeinden haben diesmal mit zahlreichen interreligiösen Iftar-Einladungen neue Foren für Dialog, Austausch, gegenseitiges Kennenlernen und Verständigung geschaffen. Die deutsche Mehrheitsgesellschaft braucht diese Foren zur Vergegenwärtigung der Realitäten in unserem Land dringend. Das zeigen immer wieder von neuem geführte Debatten darüber, ob wir jetzt endlich doch eine multikulturelle und multireligiöse Gesellschaft sind oder ob sich der rechte Rand mit seiner Phantasie einer sogenannten abendländlichen Kultur durchsetzt. Den Ewiggestrigen in Deutschland bleibt offensichtlich nichts anderes übrig, als selbstgeschaffenen Idealbildern einer Gesellschaft nachzulaufen, die es in dieser von ihnen vorgestellten Form nie gegeben hat. Zum Glück gibt es aber auch immer mehr Menschen in Deutschland, die aus Respekt und Freundschaft vor ihren islamischen Mitschülern, Kollegen, Freunden und Familienmitgliedern zumindest versuchen, die Fastenzeit respektvoll mit zu begehen.
Der Fastenmonat Ramadan wird zunehmend auch von fundamentalistischen Terrororganisationen zum Anlass genommen, um mit barbarischer Jagd auf Menschen aller Glaubensrichtungen für sich und ihre Ideologie zu werben. Dies widerspricht dem Willen der großen Mehrheit der Muslime, denn es verkehrt den für gläubige Muslime friedlichen und inspirierenden Charakter des Monats ins Gegenteil. Wir dürfen es diesen fundamentalistischen Terroristen nicht durchgehen lassen, sich angesichts solch mörderischer Angriffe auf die Glaubensfreiheit als Vertreter einer Weltreligion zu vermarkten. Dies würde die übergroße Mehrheit der Muslime doppelt bestrafen: Zum einen, weil sie den Ruf einer friedlichen Weltreligion und deren Anhänger stark beschädigen. Und zum anderen, weil die allermeisten Opfer dieser fundamentalistischen Terroranschläge selber Muslime sind.
Rund vier Millionen Menschen in Deutschland werden einer der islamischen Glaubensrichtungen zugeordnet. Für alle Gläubigen aus dieser Bevölkerungsgruppe ist der Monat Ramadan die Zeit der inneren Einkehr, die die Gelegenheit bietet, sich trotz der Alltagshektik und Alltagssorgen auf den Glauben, auf eigene Werte und Überzeugungen zu besinnen. Deshalb ist das Ende des Monats Ramadan für diese Menschen ein besonders wichtiges Fest. Zu diesem wichtigen Fest der islamischen Welt möchte ich allen Muslimen in Deutschland und weltweit herzlich gratulieren. Mutlu Bayramlar! Īd mubārak!“