Nicht einmal zwei Monate ist es her, dass die Menschen in der Türkei und in Syrien erleben mussten, wie die Welt, die sie kannten, in einem Erdbeben unterging. Alles verloren zu haben, das Dach über dem Kopf, die Liebsten, die Existenz, nichts mehr zu besitzen als den eigenen Willen und die eigenen zwei Hände, um sich aus dieser Lage zu befreien – wie soll man ein solches Unglück nennen? Eine Katastrophe? Vielleicht beschreibt das türkische Wort „Felaket“ das Leid der Menschen am besten: Seine Bedeutung ist dem Verhängnis näher als der Katastrophe.
Die verhängnisvolle Zerstörung, sie ist überall in den Straßen Adıyamans zu sehen, zu spüren und zu hören. Es hat mich mitten ins Herz getroffen, mit den Menschen vor Ort zu sprechen. Viele von ihnen, unzählige Kinder und ganze Familien, müssen weiterhin in Zelten leben, weil ihre Häuser eingestürzt oder noch einsturzgefährdet sind. Ihre Heimat, ihr einst so lebendiges und farbenfrohes Stadtzentrum, liegt in Trümmern.
Es wird Jahre dauern und enorme Anstrengungen kosten, die Region wieder aufzubauen. Dafür brauchen die Menschen vor Ort langfristig unsere Unterstützung. Wir dürfen aber auch die Gefahr weiterer Katastrophen nicht ergeben hinnehmen. Das heißt, für künftige Erdbeben vorzubauen und vor allem erdbebensicher zu bauen. Dabei werden wir, wird Europa, die Türkei nicht allein lassen können.
Wir werden den Menschen in der Erdbebenregion zur Seite stehen, damit sie wieder aufstehen können.