Heute jährt sich der grausame Mord an Hatun Sürücü zum 20. Mal. Mit nur 23 Jahren wurde sie in Berlin-Tempelhof von ihrem eigenen Bruder erschossen – weil sie ein selbstbestimmtes Leben führen wollte. Ihr Tod schmerzt uns bis heute. Und dieser Schmerz bleibt, weil patriarchale Gewalt noch immer bittere Realität ist.
Laut dem Lagebild „Geschlechtsspezifische Gewalt“ von 2023 begeht in Deutschland fast jeden Tag ein Mann einen Femizid. Zwei bis drei Frauen überleben täglich einen Mordversuch. Alle drei Minuten wird eine Frau Opfer von Partnerschaftsgewalt – das sind fast 400 Frauen am Tag.
Das ist erschütternd. Das ist inakzeptabel. Es ist unsere Pflicht, zu handeln.
Nach langen, intensiven Verhandlungen haben wir nun eine entscheidende Veränderung erreicht: Das Gewalthilfegesetz kommt. Erstmals übernimmt der Bund Verantwortung und beteiligt sich mit 2,6 Milliarden Euro an der Finanzierung von Schutzplätzen und Beratungsangeboten. Damit schaffen wir einen Rechtsanspruch auf Schutz und Hilfe – für Frauen, die Gewalt erleben, und für ihre Kinder.
Dieser Schritt ist längst überfällig. Frauenhäuser und Beratungsstellen sind seit Jahren überlastet. Gewalt gegen Frauen ist keine Ausnahme, sondern eine tief verwurzelte gesellschaftliche Realität. Doch wir kämpfen weiter – für Schutz, für Prävention, für eine Zukunft ohne Gewalt.
Hatun Sürücü war eine starke, mutige Frau. Eine junge Mutter, die sich aus einer Zwangsehe befreite, ihren eigenen Bildungsweg ging, eine Ausbildung machte und sich eine Zukunft aufbaute. Sie wollte selbstbestimmt leben. Sie hatte Träume. Und genau deshalb wurde sie ermordet.
Wir erinnern an Hatun Sürücü. Keine Frau darf in einer solchen Situation allein gelassen werden. Keine Frau darf um ihr Leben fürchten müssen, weil sie frei sein will.
Für Hatun. Für jede von Gewalt betroffene Frau. Für eine Gesellschaft ohne Frauenhass.
Bild: IMAGO / epd