Gestern Abend wurde die 75. Berlinale eröffnet – überschattet vom tiefen Schmerz über den schrecklichen Anschlag in München, bei dem mindestens 36 Menschen verletzt wurden. Diese Tat trifft uns ins Mark. Sie macht fassungslos, sie macht traurig.
Gerade in diesen insgesamt schwierigen Zeiten brauchen wir Kunst und Kultur. Sie geben uns Kraft und Halt, sie schaffen Begegnung, sie eröffnen Räume für Verständigung. Die Berlinale steht seit 75 Jahren für Filme, die uns herausfordern, den Blick weiten und die Vielfalt dieser Welt sichtbar machen. Denn Film ist nicht nur Projektion auf einer Leinwand – er ist Spiegel unserer Gesellschaft, Ausdruck unserer Zeit und ein unverzichtbares Mittel, um sich mit unserer Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auseinanderzusetzen.
Unter der neuen Intendantin Tricia Tuttle konkurrieren in diesem Jahr 19 Filme aus 26 Ländern um den Goldenen und die Silbernen Bären – darunter ein Erstlingswerk, ein Dokumentarfilm und 17 Weltpremieren. Acht Filme entstanden unter weiblicher Regie oder Co-Regie – ein wichtiger Beitrag zu mehr Geschlechtergerechtigkeit und Sichtbarkeit von Frauen im Kino.
Ein besonders bewegender Moment war die Rede von Tilda Swinton, die mit dem Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk geehrt wurde. Mit großer Klarheit und Leidenschaft hielt sie ein starkes Plädoyer gegen Ausgrenzung und für universelle Menschenrechte – Worte, die den ganzen Saal berührten.
Die erste Weltpremiere durften wir mit Tom Tykwers „Das Licht“ erleben – ein Film, der uns nachdenken lässt, der uns berührt, der den Dialog zwischen den Generationen in den Mittelpunkt stellt. Ein Beitrag über Zusammenhalt, über Verständigung, über das, was uns verbindet. Umso bedeutender war es, die Berlinale-Eröffnung gemeinsam mit meiner slowenischen Amtskollegin Asta Vrečko, dem spanischen Kulturminister Ernest Urtasun und dem ukrainischen Kulturminister Mykola Tochytskyi zu erleben. Gemeinsam stehen wir für ein starkes, vereintes Europa, für eine gelebte Kultur der Demokratie.
Bild: Chiara Svenja Lang