Heute jährt sich zum 80. Mal das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht bedingungslos und mit dem Sieg der Alliierten endete die nationalsozialistische Terrorherrschaft in Deutschland und weiten Teilen Europas. Dieser Tag war ein Tag der Befreiung für die Überlebenden der Konzentrationslager, für die Zwangsarbeiter*innen, für all jene, die unter dem Regime der Nationalsozialisten gelitten haben.
Der 8. Mai bedeutete das Ende eines von Deutschland ausgehenden Vernichtungsfeldzugs, der Millionen das Leben kostete. Es war das Ende eines beispiellosen Zivilisationsbruchs – des Holocaust, des industriell betriebenen Massenmords an Jüdinnen und Juden, an Sintizze und Romnja, an politischen Gegnerinnen, Menschen mit Behinderung, queeren Menschen. Dieses Menschheitsverbrechen ist und bleibt eine historische Schuld, für die Deutschland Verantwortung trägt.
Der 8. Mai ist ein Tag des Gedenkens, ein Tag des Innehaltens und ein Tag der Verantwortung. Er erinnert uns daran, dass Frieden, Freiheit und Menschenwürde niemals selbstverständlich sind. Er mahnt uns, wachsam zu sein gegenüber Antisemitismus, Rassismus, Antiziganismus und autoritärem Denken – auch und gerade heute. Denn während wir erinnern, herrscht erneut Krieg mitten in Europa: Mit dem völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine führt Putins Regime einen brutalen Krieg, gegen die Unabhängigkeit eines souveränen Staates, gegen Demokratie, gegen eine freie europäische Zukunft. Und dabei wird in schändlicher Weise auch die Erinnerung an den 8. Mai instrumentalisiert, um diesen verbrecherischen Krieg zu rechtfertigen. Dem stellen wir uns entschieden entgegen.
Der 8. Mai ist nicht nur ein historischer Gedenktag, er ist ein Auftrag. Ein Auftrag, uns immer wieder neu für ein demokratisches, weltoffenes und friedliches Europa einzusetzen. Für eine Gesellschaft, in der Menschenrechte für alle gelten. Für ein gemeinsames Erinnern, das die Zukunft im Blick hat. Und für eine lebendige Erinnerungskultur, die gerade auch jungen Menschen vermittelt: Demokratie ist kein Selbstläufer. Sie muss jeden Tag verteidigt werden.
Nie wieder ist jetzt. Der 8. Mai verpflichtet uns – jeden Tag.